Werte Freunde der Uhrmacherei,
in der Uhrentechnik gab es immer wieder Umbrüche und viel Innovation.
Heute möchte ich mal ein ganz besonderes Uhrwerk von der Uhrenfarbik Staiger aus St. Georgen im Schwarzwald zeigen.
Das erste Chrometron Uhrwerk wurde Mitte der 1960er Jahre entwickelt und ab 1967 produziert. Das Kaliber 875 ist der Nachfolger des 852. Es hatte einige Verbesserungen und konnte noch kostengünstiger hergestellt werden. Der Erfinder dieser Konstruktion war Reinhard Jäckle. Nach seiner Einstellung bei Firma Staiger meldete er diese Konstruktion als Gebrauchsmuster an.
Der Anker (gut an den roten Spulen erkennbar) wird durch einen elektromagnetischen Impuls ausgelenkt und durch eine Feder wieder zurückgestellt. Beim Auslenken betätigt der Anker einen Hebel, der 1. das Sekundenrad immer ein Stück weiter dreht und 2. über eine Blattfeder einen Impuls an die Unruhe gibt, sodass sie schwingt.
Beim Vorschwingen der Unruhe wird über die Blattfeder ein Kontakt geschlossen, der den elektromagnetischen Impuls für den Anker zum Auslenken gibt, sodass die Unruhe gleich wieder angestoßen wird.
Die Unruh als Taktgeber bekommt hier nur einen Impuls und kann sonst frei schwingen, aus diesem Grund kann man durchaus von einer Chronometerhemmung sprechen.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
im Rathaus von Berlin Pankow findet man noch weit über 100 Jahre alte Uhrentechnik: Das alte Turmuhrwerk ist bis heute dort in Betrieb.
Es erfolgten in den vielen Jahrzehnten des Betriebes einige Umbauten, so gibt kein Pendel mehr den Takt an. Inzwischen ist hier ein Kippankerrelais
eingebaut, das Räderwerk wird heute durch eine funkgesteuerte Hauptuhr frei gegeben; dennoch ist das Meiste, was hier in Betrieb ist, über hundert Jahre alt.
Ich habe als Lehrling meine Schulpraktika immer in Turmuhr- und Glockenfirmen gemacht. Ich habe in dieser Zeit sehr viel gesehen und gelernt.
Den Praktikumsbetreuern bin ich heute noch sehr für diese lehrreiche Zeit dankbar.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
auf meiner Arbeitsstelle in Berlin Mitte habe ich einen tollen Begleiter auf dem Uhrmachertisch:
Es handelt sich um eine kleine Uhr, die im Uhrenindustrie-Museum Schwenningen gefertigt wird. Der Rädersatz ist von einem Weckerwerk und die Uhr läuft einen Tag lang.
Ich habe großen Spaß daran, die Uhr auf meinem Tisch laufen zu lassen. Der Takt der Stiftankerhemmung hält mich immer in Bewegung und an der Arbeit.
Hier können Sie noch ein Video von meinem Besuch in diesem Museum sehen:
Werte Freunde der Uhrmacherei,
in Russland gibt es auch eine Uhrenindustrie.
Heute möchte ich mal ein Uhrwerk von der Uhrenfabrik Tschistopol (Wostok) zeigen. Josef Stalin ließ dieses Werk 1942 errichten, noch heute ist Wostok offizieller Lieferant für das russische Militär.
Das Kaliber 2605 wurde etwa Mitte der 1950 er Jahre gebaut. Es hat eine Breguetspirale und Genfer Streifen.
Hier kann man sehen, dass es auch sehr schöne Uhrwerke aus Russland gibt.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
es gibt in unserem Beruf immer wieder Konstruktionen, die uns tief staunen lassen. Dieses besondere Uhrwerk möchte ich heute mal vorstellen.
Nach dem Jahr 1945 brachte der Uhrenfabrikant Karl Jauch Uhrwerke mit Pulshammer-Aufzug heraus.
Hierbei sind in zwei Glaskolben mit Alkohol befüllt. Unten am Uhrwerk war ein Heizelement angebracht, dies hat man mit der gewöhnlichen Wechselspannung von 220 Volt betrieben.
In dem Glaskolben ist nun der Alkohol gasförmig geworden und hat sich als Kondensat auf der anderen Seite wieder angesammelt. War die andere Seite gut mit dem Kondensat befüllt, dann hat die Schwerkraft ihr Übriges getan und die Uhr war wieder ein Stück weiter aufgezogen.
Diese Uhren werden unter Uhrmachern auch als "Schnapsuhren" oder "Uhren mit Schnapsmotor" bezeichnet.
Diese Uhren gab es nur in einer sehr kleinen Stückzahl und so sind diese heute sehr selten geworden.
Es gibt ja den alten Spruch: "Ein Uhrmacher, der nicht säuft, ist wie eine Uhr, die nicht läuft!"
Nun ja, bei dieser Sorte Uhren komme ich auf jeden Fall immer wieder ins Schmunzeln.
Werter Freund der Uhrmacherei,
hier möchte ich Ihnen etwas aus meiner Fortbildung zum Uhrmachermeister zeigen.
Für den letzten Teil, den Teil 4, also den Ausbilderschein, wollte ich eine einfache Räderwerksmontage mit dem "Lehrling" (dem Prüfer) in der Prüfung machen.
Dazu hatte ich einiges vorbereitet u.A. ein kleines Video, wo ich die Demontage und Montage zeige.
Dann konnten wir in dem Kurs mal unsere Lehrunterweisung vorführen und ein Feedback vom Dozenten bekommen. Ich kam leider mit den 15 Minuten für die Lehrunterweisung nicht hin, so eine Aufgabe ist doch für jemanden, der noch nie damit zu tun hatte, zu anstrengend.
In der eigentlichen Prüfung hab ich dann eine Perlage mit dem "Auszubildenden" gemacht.
Aber hier können Sie etwas von meiner alten Vorbereitung sehen, einige Bilder für die Darstellung des Aufbaus im demontierten Zustand und im montierten Zustand.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
ich hab einen riesigen Spaß an Uhrenteilen aus denen ich evtl. dann mal ein Unikat bauen kann.
Manchmal muss eine Idee reifen oder ein Bestandteil einem zukommen, damit man ein Projekt anfangen kann.
Bis dahin ist vieles im Dornröschenschlaf und schlummert vor sich hin.
Werter Freund der Uhrmacherei,
neulich bekam ich eine lustige Anfrage:
Eine Auszubildende im Uhrmacherhandwerk schrieb mich an und fragte nach ein paar Uhrzeigern für ihre Armbanduhr, die sie sich im 3 Lehrjahr zusammen baut.
Nun schrieb Sie aber dazu weiter nichts.
Die Vielfalt im Design und die Abmaße sind schlicht unbegrenzt. Da musste ich mich schon am Kopf kratzen, aber das ist ja alles kein Problem.
Mit ein paar Angaben zu z.B. Größe, Kaliber, Form konnte man Ihr da gut weiter helfen.
In letzter Zeit gibt es in Berlin wieder einige antisemitische Übergriffe auf Passanten. Ich finde diese Entwicklung wirklich schlimm!
In Berlin gab es mal einen sehr guten Uhrmacher unter den Linden. Er war sogar der Hoflieferant des Königs von Rumänien!
1938 verschwand der Uhrmacher plötzlich aus allen Adressbüchern und im gleichen Geschäft war plötzlich ein anderer Juwelier zu Hause. Dieser tolle Uhrmacher wurde nach Sachsenhausen ins KZ verschleppt, konnte aber nach Santiago De Chile fliehen, wo er dann 1962 starb.
Eine Stoppuhr von ihm erinnert mich immer wieder an diese Geschichte.
[Bilder:Ludiwg Simon Jüdisches Museum Berlin]
Werte Freunde der Uhrmacherei,
heute möchte ich Euch ein besonderes Stück aus meiner eigenen Geschichte zeigen.
Als Kind war ich ab und zu auch mal bei Großeltern von tollen Freunden mit zu Besuch.
Am Rande von Berlin hatten diese Großeltern ein kleines, aber feines Häuschen gehabt.
Der Großvater war ein stolzer Frisör und hat im hohen Alter noch die Nachbarn mit frisiert. Ich bin als Kind auch ab und zu mit einer neuen Frisur versorgt worden. Die Oma konnte toll kochen und wir hatten alle immer viel Spaß zusammen.
Eines Tages fiel mir in der Küche eine Taschenuhr an der Wand auf und ich fragte, was das denn sei?
Der Großvater nahm die Taschenuhr von der Wand und erzählte mir, dass er diese Uhr von seinem Großvater bekommen hat, damals war diese Uhr gerade 100 Jahre alt. Ich begann mich dann mehr für solche Sachen zu interessieren und fing auch mit dem Sammeln von Uhren an.
20 Jahre später bin ich Uhrmachermeister geworden.
Der Großvater verstarb dann leider an einem Krebsleiden und als auch die Großmutter in diesem Jahr unsere Welt verlassen hat, ging es ans Ausräumen des Hauses.
Diese Taschenuhr, mit der alles angefangen hat, hat nun ein feines Plätzchen in meiner Vitrine bekommen.
Die Familie ist froh, dass sie in gute Hände gekommen ist.
So werde ich den Großvater eines meiner besten Kindergartenfreunde nie vergessen.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
neben den Uhren ist das Zubehör schon immer sehr wichtig gewesen.
Gerade bei den Uhrenarmbändern gibt es eine unglaubliche Vielfalt und auch gewisse Moden. Man kann eine Uhr haben und dann dieser Uhr mit verschiedenen Uhrenarmbändern ein total anderes Gesicht geben.
Den Trend zum vielseitigen Wechseln von Uhrenarmbändern hat es zuerst bei den Paneraiträgern so um 2007 herum gegeben. Inzwischen gibt es auch
viele kleine Handwerker, die wieder Uhrenarmbänder handwerklich aus den verschiedensten Materialien herstellen.
Ich finde diese Entwicklung fantastisch!
Auf nach Berlin! Der Deutsche Uhrmachertag 1958
Werte Freunde der Uhrmacherei,
der Beruf des Uhrmachers war einst weit verbreitet und gut in der Gesellschaft etabliert. Damals gab es auch große Tagungen und Messen in Deutschland.
60 Jahre ist es inzwischen her, dass dieser Uhrmachertag stattfand.
Es wäre toll,wenn man sowas wiederholen könnte.
In der heutigen Zeit ist es aber nicht ganz vorbei mit solchen Ereignissen:
Einmal im Jahr findet die Antikuhrenbörse in Furtwangen statt, und hier treffen sich auch viele Uhrmacher aus aller Herren Länder, um sich auszutauschen und gesellig beisammen zu sein.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
an dieser Stelle möchte ich an einen wunderbaren Menschen erinnern.
Josef Sulzer war ein leidenschaftlicher Maschinenbauingenieur und Uhrmacher.
In seinem Ruhestand baute er die unglaublichsten Uhren und wurde dadurch sehr bekannt.
Als seine Gesundheit nicht mehr mitspielen wollte, konnte ich ihn oft besuchen und helfen.
Es war mir eine sehr große Ehre und ich habe sehr viel dabei gelernt.
Ich werde ihn nie vergessen, das war ein herzensguter Mann mit sehr viel Leidenschaft.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
wer meine Seite etwas eingängiger studiert hat, der wird schnell merken, dass ich gerne auch künstlerisch aktiv bin.
Der bekannte Sekundenpendeluhrenbauer Alexander Strigun aus Berlin hat mir eine fertig ausgeschnittene Ronde aus Invar geschenkt.
Das hier entstandene Muster ist absolut faszinierend!
Aus dem Stück Restmaterial habe ich nun mit Hilfe eines Sockels eine kleine Skulptur gebaut. Diese thront nun wieder bei Alexander Strigun auf seinem Arbeitsplatz.
Es hat irrsinnigen Spaß gemacht diese kleine Skluptur zu vollenden.
Werter Freund der Uhrmacherei,
wenn man als Uhrmacher eine Spindeluhr öffnet, dann wird man gleich mal mürrisch begutachtet.
Da blickt einen der Schutzparton des Uhrwerkes an!
Er ermahnt jeden Uhrmacher auch ja sorgsam mit dem Uhrwerk umzugehen.
Meist findet man ihn auf dem Unruhkloben dieser Uhrwerke.
Wenn Sie das nächste Mal reinschauen, dann grüßen Sie den Mitbewohner doch recht herzlich.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
es ist manchmal unglaublich wie viele Sorten Kornen es für Uhren gibt.
Manchmal würde ich gerne alle Kronen und die Badewanne schütten und dann darin Baden wie Dagobert Duck.
Hier können Sie mal eine Auswahl von Taschenuhrkronen sehen,die inzwischen über 100 Jahre auf eine Aufgabe warten.
Was für eine Landschaft!
Werte Freunde der Uhrmacherei,
es gibt Uhrwerke die sind wunderschön und gleichzeitig aber auch sehr heikel.
Für dieses Uhrwerk bekommt man kaum Ersatzteile und man muss immer extrem aufpassen.
Da ist für den nötigen Nervenkitzel beim Uhrmacher gesorgt...
Dafür kann man dann auch mal die Urgroßmutter der Navitimer von Breitling in den Händen halten.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
manchmal nimmt man sich als Uhrmacher Uhren an, die nicht wirklich hochwertig sind, aber eine interessante Geschichte erzählen zu haben.
Das UMF 28-40
Dieses Uhrwerk war das erste Quarzwerk aus Ruhla, einige Teile aus dem mechanischen Stiftanker Armbanduhrwerk M24 sind hier mit verwendet worden.
Aus diesem Grund schaut das Werk auch sehr eigenwillig aus.
Die Uhrwerke waren nicht sehr langlebig, schnell waren Lager defekt und die Uhren versagten Ihren Dienst.
Aus diesem Grund sind heute auch kaum noch Uhren mit diesem Werk vorhanden.
Ich freue mich sehr, nochmal ein Werk für Filmaufnahmen in die Gänge bekommen zu haben.
Erwähnenswert ist noch, dass es eine Uhr mit dem Namen Interkosmos gab.
Diese Uhr hatte das UMF 28-40 und war die erste DDR Uhr im Weltall.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
in den 70er Jahren wurden die Designs etwas kantiger und auffälliger.
Dazu gibt es heute noch tolle Beispiele an Uhren und Autos zu entdecken.
Einen tollen Spagat von Elegant und Auffällig hattte damals die Firma EDOX mit der Alfetta Serie geschaffen.
Heute tragen diese Uhren, bei guter Pflege, sehr würdevoll ihr Alter und machen immer noch etwas her!
Ein Exemplar kann ich Ihnen mal hier zeigen.
Werte Freunde der Uhrmacherei,
Uhrmachermeister Jörg Wesolowski aus Bergisch Gladbach ist ein guter Freund von mir.
Natürlich bin ich gerne zu seinem Firmenjubiläum gekommen und habe unseren Beruf mit den Uhrwerksveredelungen und den Drehen von feinen Teilen demonstiert.
Es war eine ganz tolle Sause!
Auch Wolfgang Bosbach von der CDU war gekommen.
Mit Ihm konnten wir über die Situation der Uhrmacher in Deutschland und seine Arbeit sprechen.
Es war ein unvergessliches Erlebnis!
Bilder, die mich zeigen, wurden von Helga Niekammer gefertigt. Hier geht es zu ihrer Webseite: http://www.bensberg-im-blick.de
Und hier könnt Ihr auf Jörgs Seite schauen: http://www.uhren-bgl.de
Werte Freunde der Uhrmacherei,
es ist immer wieder toll auch Uhren mit Geschichte auf dem Tisch zu haben.
Diese Citizen Quarzuhr wurde von einer lieben Mutter zum Abitur überreicht.
Die Uhr ist seit über 30 Jahren stets zu Diensten gewesen und war immer zuverlässig.
Der Besitzer hat dieser Uhr nun eine richtige Schönheitskur gegönnt.
Mit einer neuen Oberfläche von Gehäuse und Armband und vor allem einem neuen Glas, sieht die Uhr wieder richtig jung und fit aus! Das Uhrwerk hat eine Überholung bekommen.
Diese alten Quarzwerke haben eine Rubinlagerung und können sogar gereinigt werden.
So kann die Uhr wieder fein getragen werden und Ihren Besitzer noch lange erfreuen.
Es immer wieder sehr schön für mich,
wenn meine Uhren auch getragen werden und ich es sogar noch mitbekomme.
Ein guter Freund trägt eine meiner Uhren mit so einer Würde und Eleganz, da bekomme ich eine Gänsehaut!
Die Uhr, die auch in nachdenklichen Stunden Dein Begleiter ist - und sich einfach in das Bild mit einfügt, wunderbar!